Wer kommt in Traunreut in die Stichwahl?

Zum zweiten Mal Bürgermeister von Traunreut werden will Klaus Ritter (FW, von links), der gleich sechs Konkurrenten hat. Gegen ihn treten unter anderem an: Hans Peter Dangschat (CSU), Martin Czepan (Grüne) und Roger Gorzel (BL). −Fotos: privat
Eine Wahl der Rekorde erlebt Traunreut am 15. März. Mit sechs Gegenkandidaten hat Bürgermeister Klaus Ritter so viele Konkurrenten wie noch keiner seiner Vorgänger in der 70-jährigen Geschichte von Traunreut. Hinzu kommt, dass erstmals gleich acht politische Gruppierungen in den Stadtrat einziehen wollen – bisher sind dort mit Bürgerliste, CSU, Freien Wählern, Grünen und SPD fünf Fraktionen vertreten. Dass ein Amtsinhaber schnell scheitern kann, weiß Klaus Ritter bestens. Schließlich hat er vor sechs Jahren selbst den amtierenden CSU-Bürgermeister in die Stichwahl gezwungen und abgelöst. Mit 3592 Stimmen für Ritter gegenüber 3011 Stimmen für das damalige Stadtoberhaupt Franz Parzinger war das Stichwahl-Ergebnis eindeutig. Mit 6670 Wählern bei 16619 Wahlberechtigten war 2014 die Beteiligung der Traunreuter an der Stichwahl allerdings nicht berauschend. An der ersten Wahl zwei Wochen vorher hatten sich noch 7077 Bürger beteiligt. Den ersten Wahlgang hatte Parzinger zudem mit 2668 Stimmen noch deutlich vor Klaus Ritter (1794 Stimmen) gewonnen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger konnte Ritter die folgenden sechs Jahre mit sechs FW-Stadträten nicht auf eine mächtige Fraktion im Stadtrat setzen. Schließlich stellte die CSU mit elf Stadträten die größte Fraktion. Die CSU schickt mit Hans-Peter Dangschat einen neuen Konkurrenten gegen Ritter ins Rennen. Der Rechtsanwalt hatte bei der Stadtratswahl vor sechs Jahren für die CSU die viertmeisten Stimmen (3648) geholt. Als Zweiter Bürgermeister und Sportreferent ist Dangschat bekannt und lässt keinen Zweifel daran, dass er die Zeit für einen Wechsel an der Rathausspitze schon wieder gekommen sieht. Neben Klaus Ritter ist bei der Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren zudem bereits Martin Czepan von den Grünen angetreten, er landete damals allerdings mit 376 Stimmen abgeschlagen auf dem letzten Platz. Jedoch war seine Partei 2014 noch weit entfernt von der aktuellen Popularität, und der BSH-Ingenieur hat heuer im Wahlkampf prominente Unterstützung von führenden Grünen-Politikern im Land (Katharina Schulze) und Bund (Robert Habeck) erhalten. Neben Dangschat neu in der Riege der Bürgermeisterkandidaten sind folgende Vertreter der anderen Gruppierungen: Roger Gorzel von der Bürgerliste zog vor sechs Jahren in den Stadtrat ein und brachte dort seine Erfahrung als Fahrlehrer ins Amt des Verkehrsreferenten ein. Fortsetzung von Seite 6: Für die SPD tritt erstmals Christian Stoib als Bürgermeisterkandidat an. Er ist Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Stadtrat und seit kurzem Betriebsratsvorsitzender bei Heidenhain, dem größten Arbeitgeber in der Stadt. Völlig neu in der Traunreuter Stadtpolitik sind die beiden weiteren Kandidaten um den Bürgermeisterposten: Markus Schupfner aus Anning tritt für die Bayernpartei an. Der Schreinermeister ist ehrenamtlich unter anderem aktiv als Vorsitzender der KSK Stein-St. Georgen. Mit Oliver Krogloth hat auch die AfD einen Kandidaten nominiert, der bisher noch nicht kommunalpolitisch aufgetreten ist. Neben der Bürgermeisterwahl ist die Qual der Wahl für die Traunreuter bei den Kandidaten um die 30 Stadtratsposten noch größer: Mit acht politischen Gruppierungen treten hier ebenfalls so viele Bewerber wie nie an. Bei der letzten Wahl hatte die CSU mit 68141 Stimmen noch elf Sitze im Stadtrat erobert, die Freien Wähler holten mit 38622 Stimmen das zweibeste Ergebnis und kamen damit auf fünf Sitze, ebenso die SPD mit 29859 und die Bürgerliste mit 29748 Stimmen. Die Grünen bekamen mit 16674 Stimmen schließlich drei Sitze. Alle fünf Parteien treten bei der jetzigen Wahl wieder an. Hinzu kommen neu die Bayernpartei und die AfD sowie die Liberale Initiative Zukunft (L!Z) mit Michael Mollner an der Spitze. Gerade die neuen Gruppierungen lassen eine realistische Prognose kaum zu. Unklar ist, ob die AfD trotz relativ unbekannter Kandidaten, aber einer überraschend hohen Zustimmung bei der letzten Landtagswahl auch bei der Kommunalwahl punkten kann, die eher als Persönlichkeitswahl gesehen wird. Entsprechend offen ist auch das Ergebnis der Bayernpartei, die einige engagierte Traunreuter auf der Liste hat. Und mit der L!Z steigen nicht nur Michael Mollner als ehemaliger Zweiter CSU-Bürgermeister und einstiger Parteigefährte von Klaus Ritter (ABU) in die Wahl ein, sondern auch namhafte Unternehmer und Bürger aus dem Stadtgebiet. Einig sind sich die Bürgermeisterkandidaten, dass es eine Herkulesaufgabe wird, im künftigen Stadtrat Mehrheitsentscheidungen zu bekommen. Schließlich zweifelt bisher kaum einer daran, dass alle acht politischen Gruppierungen mit mindestens einem Kandidaten in das 30-köpfige Gremium einziehen können. Gleichzeitig sind die politischen Ziele teils so unterschiedlich, dass es schwierig wird, Fraktionsgemeinschaften zu bilden. Gleichzeitig hoffen alle darauf, dass die große Auswahl zu einem größeren Interesse an der Stadtpolitik beiträgt. Denn mit einer Wahlbeteiligung von 42,54 Prozent wurde vor sechs Jahren ein historisch schlechtes Ergebnis erzielt. 2008 hatten noch 45,95 Prozent und 2002 63,45 Prozent der Traunreuter gewählt. − hr