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Muss Walch in die Stichwahl?

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Sechs Politiker möchten künftig im Traunsteiner Landratsamt regieren. Amtsinhaber Siegfried Walch (CSU) muss sich am 15. März fünf Gegenkandidaten stellen. −Foto: Seifert

Bleibt der Landkreis Traunstein auch nach der Kommunalwahl am 15. März unter der Führung der CSU, wie schon in den vergangenen Jahrzehnten? Über diese Frage entscheiden die Bürger bei der Direktwahl des Landrats, bei der wieder sechs Kandidaten auf dem Stimmzettel stehen. Vor sechs Jahren war Siegfried Walch zum Nachfolger von Hermann Steinmaßl gewählt worden. Der Fridolfinger hätte gerne noch eine weitere Amtszeit drangehängt, jedoch kam die Steigerung des Höchstalters für Landräte von 65 auf 67 Jahren bei Amtsantritt zu spät, und so musste Steinmaßl schon nach zwölf Jahren auf dem Chefsessel des Landratsamtes den Staffelstab weitergeben. Im ersten Wahlgang hatte Walch 41,2 Prozent für sich verbucht und war als Favorit in die Stichwahl gegangen. Hier forderte ihn Konhäuser heraus, der auf 22,3 Prozent gekommen war und damit die übrige Konkurrenz hinter sich gelassen hatte: An-dreas Danzer (FW/UW) wählten 13,1 und Sepp Hohlweger (Grüne) 13,0 Prozent, während Heinrich Wallner (Bayernpartei) mit 7,1 und Helmut Kauer (ÖDP) mit 3,1 Prozent erwartungsgemäß ohne Chance waren. In der Stichwahl wurde es knapp: Walch musste lange zittern, ehe sein Sieg mit 50,99 zu 49,01 Prozent feststand. Der Inzeller avancierte damit zum zweitjüngsten Landrat in Bayern – und zum "jüngsten heterosexuellen Landrat" des Freistaats, wie er stets schmunzelnd zu Protokoll gab. Seit Dezember 2017, als Michael Adam (SPD), der aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht hatte, als Landrat des Landkreises Regen zurücktrat, ist Walch in der weiß-blauen Alterswertung endgültig ganz vorne. Ein bei Amtsantritt 29-Jähriger an der Spitze des flächenmäßig zweitgrößten Landkreises in ganz Bayern mit den viertmeisten Einwohnern aller Landkreise in Oberbayern – das sorgte auch für Skepsis. Doch der Inzeller wurde für seine Amtsführung schnell von vielen Seiten gelobt – nicht nur von den Mitarbeitern des Landratsamtes, sondern auch quer durch die Fraktionen im Kreistag. Das kam in diversen Wortmeldungen in den Sitzungen und jährlich auch in den Haushaltsdebatten zum Ausdruck. Während diese andernorts oft für eine Generalabrechnung genutzt werden, fielen die Beschlüsse über die Etats meist mit wenigen Gegenstimmen oder gar einstimmig. Der Landkreis trotzte großen Herausforderungen – zu Beginn der Legislaturperiode stand beispielsweise die kommunale Trägerschaft der Kliniken Südostbayern AG nach deren Beinahe-Pleite auf der Kippe. Danach musste der Flüchtlingszustrom bewältigt werden, und im vergangenen Jahr wurde nach starken Schneefällen über mehrere Tage der Katastrophenfall ausgerufen. Nicht nur in diesen Themenfeldern konnte sich der neue Landrat profilieren. Der Landkreis profitierte auch vom wirtschaftlichen Aufschwung: Dieser ermöglichte Rekord-Investitionen, eine Halbierung des Schuldenstandes auf auf 38,1 Millionen Euro und eine Senkung des Hebesatzes für die Kreisumlage, die die Gemeinden an den Landkreis zahlen müssen, von 55 auf 48,5 Prozent. Der Amtsbonus, der Walch heuer im Gegensatz zu 2014 in die Karten spielt, ist also groß, zumal ihn seine Partei praktisch einstimmig erneut zum Landratskandidaten nominiert hat und der Landrat auch von der Bayernpartei und der neuen Jungen Liste unterstützt wird. Vor sechs Jahren hatte er sich sogar CSU-intern erst in einer Vorab-Delegiertenversammlung gegen An-dreas Bratzdrum aus Tittmoning, den damaligen Traunreuter Bürgermeister Franz Parzinger und Horst Leinert aus Taching durchsetzen müssen. Die Flinte ins Korn haben die anderen Gruppierungen aber freilich noch längst nicht geworfen, sondern wieder eigene starke Bewerber aufgestellt und Schwerpunkte gesetzt – vom Sozialbereich bis zum Umwelt- und Klimaschutz oder dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Die Grünen schicken mit Gisela Sengl aus Sondermoning, die 2018 souverän die Wiederwahl in den Landtag geschafft hatte, ihr bekanntestes Gesicht ins Rennen. Die SPD und die FW/UW haben ihre ebenso renommierten Landrats-Stellvertreter nominiert: Sepp Konhäuser aus Ruhpolding von den Sozialdemokraten und Andreas Danzer aus Grabenstätt von den Freien wollen es wie bereits 2014 noch einmal wissen. Die ÖDP probiert es dieses Mal mit Dr. Ute Künkele aus Petting. Und obwohl die Bayernpartei auf einen eigenen Kandidaten verzichtet hat, gibt es wieder sechs Bewerber: Für die FDP, 2014 ohne Landratskandidat, wirft Christian Schunck aus Obing seinen Hut in den Ring. Die Konkurrenz für Walch ist also beileibe keine Laufkundschaft, und so scheint es nicht unwahrscheinlich, dass er sich am Sonntag, 29. März, einer Stichwahl stellen muss – aber gegen wen? Schafft es einer seiner beiden Stellvertreter in den "Stichwahl-Ring" oder kann Gisela Sengl die grüne Erfolgswelle, die 2018 und ’19 bei den Landtags- und Europawahlen auch durch den Landkreis schwappte, weiter reiten? Spannung ist also garantiert, wenn am Wahlsonntag im Landratsamt die ersten Resultate aus den Städten und Gemeinden eintrudeln, ehe am späten Abend das vorläufige Endergebnis feststeht. Die Heimatzeitung wird aktuell und ausführlich berichten. – rse

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