Dreikampf um das Chefbüro

Fast 50 Jahre lang – von 1965 bis 2014 – hatten im Töginger Rathaus "rote" Bürgermeister das Sagen. Seither ist hier ein CSU-Mann im Chefzimmer. Jetzt würden die Sozialdemokraten die Verhältnisse gerne wieder umkehren. Und auch die Freien Wähler mischen mit einer Bewerberin mit. −Foto: Brandl
In der Stadt im Landkreis-Westen, einer früheren "roten Hochburg", regiert seit 2014 mit Dr. Tobias Windhorst erstmals ein "schwarzer" Bürgermeister. Jetzt wollen die Sozialdemokraten die Verhältnisse wieder umkehren. – Auch die Freien Wähler sind mit im Wettbewerb um den Bürgermeisterposten. Dr. Tobias Windhorst hat, wie er in den Wahlversammlungen betont, in seiner Amtszeit schon Einiges bewegt – so gibt es seit 2018 einen Mehrzweckplatz, auf dem auch wieder ein städtisches Volksfest stattfindet. Zuvor hatten die Töginger drei Jahre darauf verzichten müssen. Auch beim schwierigen Thema Wasserversorgung könne man Erfolge verbuchen, u.a. läuft eine Probebohrung für die Erschließung von Tiefenwasser. Auch auf den Neubau einer Zweifachturnhalle an der Comenius-Schule verweist der Bürgermeister gern. Für 3,6-Millionen-Euro-Projekt, im November 2019 in Betrieb gegangen, erhält die Stadt eine staatliche Förderung von 1,8 Millionen Euro. Bei alledem sei es gelungen, die Schulden der Stadt von knapp zehn auf rund fünf Millionen Euro in etwa zu halbieren. SPD-Herausforderer Günter Zellner hält dagegen: Dass Töging heute in mancher Hinsicht recht gut dastehe, sei weniger das Verdienst von Dr. Windhorst und der CSU-Mehrheit im Stadtrat, sondern gehe auf SPD-Vorgänger Horst Krebes zurück. Die Früchte von dessen Arbeit ernte die jetzige Rathausführung. Außerdem kreidet er Windhorst an, dass er mit wichtigen Informationen nicht mit der gebotenen Offenheit umgehe. Bei der Podiumsdiskussion des Anzeigers stellte er rhetorisch sogar die Frage, ob es den Stadtrat überhaupt noch brauche. Zellner will außerdem neue Ideen zu den Themenbereichen Wohnen, Mobilität oder Infrastruktur einbringen. Mehr Transparenz und Bürgernähe in der Rathauspolitik verspricht auch Freie-Wähler-Kandidatin Brigitte "Gitti" Gruber. So soll es unter ihr als Erster Bürgermeisterin im Stadtrat regelmäßig heißen: "Der Bürger hat das Wort". Sie und ihre Mitstreiter haben von einer Landschaftsarchitektin ein Konzept für den Stadtpark ausarbeiten lassen, wollen die Schul-Mittagsbetreuung personell aufstocken und den "Stachus" als neuralgische Stelle überplanen. Ganz oben auf der Liste ihrer Forderungen steht auch der Bau einer Industriestraße, damit der Schwerlastverkehr nicht mehr wie bisher mitten durch die Stadt und sehr nah an einem Seniorenwohnheim vorbei führt. − afb