Der neue Bürgermeister von Bad Füssing heißt Tobias Kurz

Wahlparty, großes Händeschütteln und Jubelposen – was sonst bei einer Wahl nicht wegzudenken ist, gab es am Wahlabend nicht. Wahlsieger Tobias Kurz projizierte die Homepage auf den Fernseher daheim und verfolgte so mit Ehefrau Christina die Entwicklungen bei der Stimmenauszählung. Per Skype waren Familienangehörige und Freunde zugeschaltet. −Foto: Jörg Schlegel
von Carmen Keller
Seit Sonntagabend, 18.45 Uhr, ist es amtlich: Bad Füssings neuer Bürgermeister heißt ab 1. Mai Tobias Kurz (WG Bürgerliche Einigkeit Würding). In der Stichwahl setzte er sich am Sonntag mit einem Vorsprung von 414 Stimmen gegen seinen Konkurrenten Günter Köck (CSU) durch. Der 28-Jährige tritt die Nachfolge von Alois Brundobler an, der nach 18 Dienstjahren nicht mehr für den Bürgermeister-Posten kandidierte.
54,81 Prozent der Stimmen konnte Kurz auf sich vereinigen. "Das war ein deutliches Votum", kommentierte Günter Köck das Ergebnis kurz nach Bekanntwerden. Er holte 45,19 Prozent. Von den 6634 Wahlberechtigten Bad Füssings hatten 4317 ihre Stimme abgegeben (65,07 Prozent), 15 Stimmen waren ungültig. 2358 Wählerinnen und Wähler votierten für Kurz, Köck konnte 1944 Stimmen auf sich vereinigen.
Eine Wahl ist immer Ausnahmezustand für einen Kandidaten. Am Sonntag war Ausnahmezustand im Ausnahmefall. Auch wenn die Wahlauszählung ab 18 Uhr im Großen Kurhaus als öffentlich deklariert war, hatten sowohl Köck als auch Kurz bereits im Vorfeld angekündigt, zu Hause zu bleiben – ganz nach Maßgabe der Coronavirus-Ausgangsbeschränkungen. Was sonst einen Wahlabend ausmacht, fiel aus. Keine knisternde Anspannung, wenn die Kandidaten mit ihren Anhängern bei der Auszählung dem Ergebnis entgegen fiebern, keine Jubelposen, kein Händeschütteln. Zusammen mit seiner Frau Christina verfolgte Tobias Kurz ab 18 Uhr die Schnellmeldungen auf der Homepage der Gemeinde. Weitere Familienmitglieder und Freunde waren per Skype zugeschaltet. Die gratulierten als Erste, dann stand das Handy nicht mehr still.
Kurz: "In diesen Krisenzeiten ist heute ein Augenblick der Freude."
"Ich freue mich über den Vertrauensvorschuss", war die erste Reaktion des künftigen Bürgermeisters Kurz. "In diesen Krisenzeiten ist heute ein Augenblick der Freude." Dieser "unbandige Moment" gebe ihm Kraft für die Zukunftsaufgaben. Die Herausforderungen seien groß, nicht nur wegen der Corona-Krise, appellierte Tobias Kurz bereits gestern an "alle Gruppierungen, in Zukunft zum Wohle Bad Füssings zusammenzuarbeiten".
Günter Köck gab sich am Sonntagabend "erleichtert, dass nun Klarheit herrscht". Seinem Konkurrenten und Wahlsieger Kurz gratulierte er telefonisch. "Ich wünsche ihm eine glückliche Hand", sagte Köck in einer bewusst kurz gehaltenen Stellungnahme.
Gewonnen hat auch die Demokratie
Nicht nur Tobias Kurz ist Wahlsieger, gewonnen hat auch die Demokratie. Lag die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl am 15. März – wo von fünf Kandidaten keiner die absolute Mehrheit erhielt – noch bei 54,10 Prozent, so konnten für die Stichwahl nun viel mehr Wählerinnen und Wähler mobilisiert werden. Und das, obwohl die Bad Füssinger wegen der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise gar nicht zur Urne gehen konnten. Um die Bürger zu schützen, hatte die Bayerische Staatsregierung entschieden, die Stichwahlen ausschließlich per Briefwahl durchführen zu lassen. Wahlleiter Hermann Valtlbauer ist mit der Wahlbeteiligung von 65,07 Prozent "recht zufrieden". Angesichts der schwierigen Umstände habe sich die Entscheidung für die Briefwahl als richtig erwiesen.
Beim Auszählen im Großen Kurhaus waren am Sonntag 48 Helfer beteiligt. Ausschließlich Gemeindebedienstete waren verpflichtet worden. "Mein Dank gilt der Verwaltung und allen Wahlhelfern", sagt Hermann Valtlbauer. Sein gestriges Fazit: "Es wurde sehr gut gearbeitet."